Drei Hauptfaktoren sind für das Gestalten einer perfekten Frisur mit Dauerwelle ausschlaggebend:
Die Struktur und Qualität des Haares
Nicht jeder Haartyp und Wunsch eignet sich für eine Dauerwelle. Die Analyse und Bestimmung der Haarqualität sowie des Wunsch des Gastes vor der Ausführung einer Dauerwelle haben deshalb größte Bedeutung.
Bei asiatischen Haaren sollte die Dauerwelllösung um eine Stufe schwächer eingesetzt werden.
Bei feinem Haar sollte die Dauerwelllösung um eins stärker.
Chemie – Dauerwelltechnik
Die Auswahl des Chemischen Präparates für eine bestimmte Haarqualität ist für das gute Gelingen einer Arbeit maßgebend. Die verschiedenen Techniken der Herstellung einer Dauerwelle ermöglichen eine gezielte Verwirklichung des Frisurwunsches.
Der Haarschnitt
Wir gehen hier nicht näher auf ihn ein, aber ohne ihn gibt es keinen Erfolg bei der Gestaltung einer Frisur! Nur unter Berücksichtigung der erwähnten drei Faktoren kann mit Sicherheit ein optimales Ergebnis Erwartet werden.
Die Theorie der Dauerwelle erklärt die Vorgänge des Dauerwellprozesses sowie ihre Wirkung im Haar.
Alle Dauerwellpräparate, egal von welchem Hersteller, wirken alle nach dem gleichen Prinzip und zwar in drei Teilschritten.
- Quellung und Erweichen der Haarkeratins
- Umformung des Haarkeratins
- Festigung der Umformung
Je nach Haarstruktur empfiehlt es sich eine entsprechende Vor- und Nachbehandlung durchzuführen.
Vorbehandlung
Eine Vorbehandlung ist vor dem Wickeln durchzuführen. Sie soll Strukturunterschiede (z.B. durch Strähnen, Farbe oder DW, in Längen und Spitzen) im Haar ausgleichen. Die kationisch (positiv) geladenen Schutzstoffe lagern sich besonders an die Struktur geschädigten Haares, die eine negative Ladung (anionisch) aufweisen.
Dauerwellvorbehandlungen haben folgende Aufgaben:
- Herabsetzung der Wellwirksamkeit in den strukturgeschädigten Haarpartien
- Vermeidung von weiteren Haarschäden bei strukturgeschädigtem Haar
- Verbesserung der Kämmbarkeit
- Wickelhilfe
Quellung und Erweichung des Haarkeratins
Wie in den Abbildungen dargestellt, besteht die Faserschicht aus Spindelzellen, die einen hohen Keratinanteil aufweist. Dieses Haarkeratin ist für die Form des Haares zuständig und wichtigster Partner der Dauerhaften Umformung.
Das Haarkeratin setzt sich aus Proteinmolekülen zusammen:
- Beim Faserkeratin sind die Proteinmoleküle zu Peptidspiralen geordnet.
- Das formlose (amorphe) Keratin besteht aus kürzeren Proteinabschnitten, die keine feste Ordnung aufweisen. Diese werden als Kittsubstanz bezeichnet.
Beide Formen des Keratins werden durch Wasserstoff-, Salz- und Schwefelbrücken stabilisiert.
Wasserstoffbrücken bilden sich zwischen Wasserstoff (H-Atome) und Sauerstoffatomen (O-Atome) aus. Dabei handelt es sich um lockere Verbindungen, die bereits durch Wasseraufnahme gelöst werden und durch Wasserentzug beim Trocknen wieder geschlossen werden.
Salzbrücken entstehen zwischen positiv und negativ geladenen Atomgruppen. Diese sind erheblich stabiler als Wasserstoffbrücken. Salzbrücken werden durch Wasser teilweise, durch Alkalien vollständig gelöst und durch Säuren wieder geschlossen.
Schwefelbrücken (Disulfidbrücken) bilden sich zwischen einzelnen Schwefelatomen verschiedener Peptidspiralen aus. Sie sind die stabilsten Verbindungen im Haar. Schwefelbrücken werden durch Dauerwellmittel gelöst und durch Fixiermittel wieder geschlossen.
Das amorphe Keratin umhüllt die Fasern und hält das Haar zusammen.
Das heißt, dass das Keratin bereits während der Haarwäsche gequollen wird. Hierbei werden die Wasserstoffbrücken vollständig, die Salzbrücken nur zum Teil gelöst. Damit jedoch eine dauerhafte Umformung erzielt werden kann, müssen auch die stabileren Doppelschwefelbrücken im Haar geöffnet werden. Dies wird durch die Einwirkung von der Dauerwellflüssigkeit erreicht.
Die Wellflüssigkeit spaltet die Wasserstoffatomen (H-Atome) ab. Diese verbinden sich mit den Schwefelatomen zwischen den Peptidspiralen. Dieser Vorgang wird in der Chemie als Reduktion bezeichnet. Das Haar wird dadurch verformbar.
Umformung des Haarkeratins
Das durch das Wellmittel erweichte Haarkeratin passt sich der Form des Wicklers an. Dabei werden die nicht mehr miteinander verbundenen Peptidspiralen gegeneinander verschoben.
- Die Peptidspiralen im äußeren Bereich des Haares werden auseinander gezogen.
- Die Peptidspiralen im inneren Bereich des Haares werden gestaucht.
Durch diese Verschiebung der Peptidspiralen während der Umformung ist es nicht möglich, dass sich alle Bindungen neu bilden können.
Ist die gewünschte Umformung erreicht, wird die Wellflüssigkeit sorgfältig mit Wasser abgespült. Die Haare werden anschließend mit einer Serviette oder einem Handtuch abgetupft.
Festigung der Umformung (Fixierung)
Die Festigung der Umformung erfolgt durch das Fixieren der Haare. Dabei ist es wichtig, dass alle Wickler gründlich mit Fixierflüssigkeit benetzt werden. Sie bewirkt, dass sich neue Doppelschwefelbrücken ausbilden und dass Haar in, der durch den Wickel, vorgegebene Form gefestigt wird.
Im Bild wird gezeigt, wie der Sauerstoff (O-Atome) des Fixiermittels die zwei Wasserstoffatome (H-Atome) von den geöffneten Schwefelbrücken (S-Atome) abgetrennt. Es wird Wasser (H2O) abgespalten und die Schwefelbrücken können sich zu neuen Doppelschwefelbrücken verbinden. Das Schließen der Schwefelbrücken ist eine Oxidation.
Je mehr Schwefelbrücken entstehen, desto besser ist die Haltbarkeit der Dauerwelle.
Nachbehandlung
Der Dauerwellvorgang muss durch eine Nachbehandlung abgeschlossen werden. Als Präparate können Spülungen oder spezielle Nachbehandlungsmittel verwendet werden. Sie haben die Aufgabe, das Haar in seinen natürlichen Zustand zurückzuversetzen. Durch eine Nachbehandlung werden die nach dem ausspülen noch sich im Haar befindenden Chemikalien neutralisiert. Dadurch werden unerwünschte chemische Reaktionen vermieden. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Keratinhärtung, damit das Haar nach dem trocknen seine ursprüngliche Elastizität zurückerlangt. Ohne Keratinhärter kann es bis zu 72 Stunden dauern, bis das Haar seine ursprüngliche Elastizität zurück gewonnen hat.